UND – Ein Plädoyer für Polarität und Buntheit

Das so leichtgewichtig anmutende Wörtchen „und“ hat es faustdick hinter den Ohren. Es beinhaltet eine ganze Weltanschauung, eine Lebensphilosophie, ein Lebensprinzip.
„Und“ streckt eine Hand aus, lädt ein, schlägt eine Brücke, „und“ verbindet. „Und“ wertet nicht auf und nicht ab. „Und“ lässt dem anderen genau so viel Platz. „Und“ ist einfach genial, genial einfach.

Wir stehen vor einer Weggabelung und damit vor einer Entscheidung – und fragen uns: Diesen Weg oder jenen? Also entweder oder. Ganz ähnlich, wenn mich meine Kunden nach einer Lösung fragen. „Was soll ich tun? Dieses oder jenes …?!“ Der Auftrag lautet sinngemäß: „Unterstütze mich dabei, die Anzahl meiner Alternativen zu reduzieren, so dass nur noch eine, nämlich die beste übrigbleibt.“
Die Lösung gibt es nicht, es gibt nur Lösungen. Es braucht eine Mehrzahl von Optionen. „Welche Möglichkeiten gibt es noch?“ Diese Frage befreit aus der anfänglichen Zwickmühle, aus einem zu engen Entweder-Oder.

„Und“ macht auf, schafft Räume zum Denken, Handeln und Experimentieren, auch Räume für Begegnung mit anderen. „Und“ erweitert den Spielraum, schafft Platz für Auswege aus der Enge.
„Und“ – vulgo „Vielfalt“, altbacken „Mannigfaltigkeit“, fremdwörtlich „Pluralität“, neudeutsch „Diversity“ – das Kind hat viele Namen. Was durchaus seinem Naturell entspricht.

Ich weiß schon. Da gibt es anders lautende Anforderungen, mit denen wir – egal ob als Klient*in, Führungskraft, Coach oder Berater*in – es zu tun haben. Wir sollen nicht lange herumfackeln, uns schnell Klarheit verschaffen, Alternativen ausschließen und entscheiden, zielstrebig auf eine und nur eine Lösung zugehen, dabei unsere Effizienz optimieren usw. Von Vielfalt oder Mannigfaltigkeit ist da kaum die Rede. In die Breite denken, Gegensätze einfach mal stehen lassen können, eine bunte Palette an Möglichkeiten zu kreieren – wo ist das schon gefragt? In welchem Wertesystem ist das verankert?
Und doch: Was ist in einem dynamischen Umfeld, das sich schneller und schneller verändert, hilfreich? Unter anderem die Fähigkeit, Spannungen und Gegensätze auszuhalten und mit Unsicherheiten umgehen zu können. Umso wichtiger: die Funktion des „und“ zwischen den Polen – also zwischen schwarz und weiß, zwischen gut und böse, zwischen richtig und falsch, zwischen hier und dort, zwischen plus und minus, zwischen bewahren und verändern, zwischen alt und neu, zwischen vertraut und fremd.

„Und“ streckt eine Hand aus, lädt ein, schlägt eine Brücke, „und“ verbindet. „Und“ wertet nicht auf und nicht ab. „Und“ lässt dem anderen genau so viel Platz. „Und“ ist einfach genial, genial einfach.

Und und und …

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